Dienstag, 16. Oktober 2012

Montserat

Ich weiß warum die Mönche einst hierher kamen um ihr Kloster zu errichten. Es steht über allem weltlichen, bilckt über alles in seinem Umkreis, wirkt unantastbar. Der gezackte Berg, wie sie ihn nennen erhebt sich weithin sichtbar über die Landschaft. Majestätisch trohnt er über allem. Es wirkt all sei er tätsachlich der Ort, der Gott am nächsten steht. Er ist über allem in dieser Welt erhaben, über umliegenden Dörfer, über die Mensschen und Fürsten in ihnen. Er trohnt wie der Heer selbst, majestätisch und entrückt von dieser Welt.
Schon während wir hinauf fahren wird einem diese nicht weltliche Größe bewusst und je höher man kommt, desto mehr scheint man selbst dieser Welt zu entschwinden.
Bis man oben ist. Hier ist alles voll mit Tourismus. Kein Platz für einen ehrwürdigen Gott und seine Diener, nur ein weiterer weltlicher Ort, in dem sich die Souvenierbuden aneinander reihen und man horende Preise für Wasser und ein Brötchen zahlt. Hier ist schon lange nicht mehr der Ort der Pilger und des Glaubens und des In-sich-kehrens, der hier einst war. Nur noch Menschen die sehen wollen, keine die Glauben wollen.

Dienstag, 2. Oktober 2012

Jarl

Teil einsTeil eins
Luren gellen über winterliches Feld. Ein Reiter schreitet, den prächtigen goldbeschlagenen Helm unter den Arm geklemmt, das Pferd am Zügel führend, die Reihen der Aufmarschierten ab. Bald bleibt er hier, bald dort stehen, blickt da mal einem blonden Jüngling ins Gesicht, mal einem bärtigem Alten. Jung wie Alt erwidern seinen harten, kalten Blick. Ihre Augen gleichen den seinen. Sie wissen nichts anderes als kalt und hart zu blicken. Ihre Familien sind fort. Ein Opfer geworden den Flammen des Krieges. Alles was sie hatten zu Asche vergangen, vom Wind erfasst, ins kalte Nordmeer getrieben. Ihr Atem steigt in kleinen Wolken zum Himmel auf, sie brennen auf Kampf, auf Rache. Alsbald sitzt er auf, der Reiter! Lässt das Ross ein letztes Mal die Reihen abschreiten, den goldenen Helm nun auf dem Haupte tragend, fliegt leuchtend an ihnen vorbei. Kriegsgeschrei erhebt sich, durchläuft die Reihen, bleibt hinter ihm zurück. Dumpf prasseln nun die Hufe. Der Reiter hält seinen Schwertknauf mit fester Hand umschlossen.
Lange reitet er einfach dahin.Über die von sanftem Schnee bedeckte Heide. Keinen Menschen sieht er kein Haus, kein Hof. Dem Pferd flockt der Schaum, Atem gefriert vor den Nüstern, Mensch und Tier perlt der Schweiß, bildet auf Fell und Mantel kleine Kristalle. Es dämmert bereits, da sieht er die Feuer, den Rauch. Schauer jagen seinen Rücken hinab, ob vor Furcht oder Kälte weiß er nicht zu sagen. Durch das brennende Dorf reitet er hindurch. Flammen und Qualm schlagen ihm entgegen, er muss husten, glaubt ersticken zu müssen. Dann ist er hindurch. Er atmet frei, zieht die kalte Abendluft dankbar in seine Lungen. Bald sieht er die Umrisse von Zelten vor der untergehenden Sonne aufragen.
Viele sind es, die dort lagern, Männer des Krieges, Männer des Todes. Er jagt in die Zeltstadt hinein, hält vor dem größtem und springt von seinem Pferd. Das Zelt ist mit Bannern geschmückt und alle anderen mit fünf Schritt Abstand errichtet worden. Er beachtet nicht die Wächter, nicht ihre Rufe, ihre erhobenen Waffen, nimmt auch nicht den Helm ab ,wie es sich als Gast gebührt, sondern tritt mit großen Schritten einfach ein. Ein großer, breitschultriger Mann steht, ihm den Rücken zugewandt, über eine Kartentisch gebeugt, den Finger auf einem Punkt der Karte gerichtet. Als er sich umwendet, den Ankömmling zu mustern, fällt dieser nicht vor dem Feldherrn auf die Knie, beugt nicht das Haupt, deutet nicht einmal einen Gruß an. Der Feldherr runzelt die Stirn. Der Reiter tritt ohne ein Wort an ihn heran, legt ein in Leinen gehülltes Bündel auf den Tisch. Er wendet sich um und verlässt, ohne ein Wort gesagt zu haben, das Zelt. Als hätte er einen Geist gesehen starrt der Feldherr noch einen Moment auf den dunklen Eingang, dreht sich herum und blickt auf das Bündel, öffnet es bedächtig und beginnt mit dröhnender Stimme, wie Donnergrollen, zu lachen.
Der Reiter ist aufgesessen und fort aus dem Lager, ohne behelligt zu werden, sein blauer Mantel fliegt mit dem eisigen Nachtwind. Lange ist er wieder geritten. Er selbst kann nicht sagen wie lang. Wie viele Stunden? Er wagt nicht zu fragen. Endlich hat er nun die Heide hinter sich gelassen, trabt nun nur noch. Durch finsteren Tannenwald führt sein Weg. Hier liegt kein Schnee, der bleibt zurück wie das Heidekraut und der Ginsterstrauch. Bald sitzt er hab, Wurzeln lassen das Pferd zu oft staucheln, er führt es nun am Zügel. Auf einer Lichtung mit einem einzigen kahlen Stamm im Zentrum hält er. Ihre Zeichen haben ihn hierher geführt, hier wird er auf sie warten. Er blickt zu den Sternen auf und seinen Lippen entspringt ein Lied an die Götter, die Sterne und den Mond. Die Worte sind nur gflüstert, kaum mehr nur als ein Hauch, doch sie werden vernommen, die endlose Traurigkeit darin gehört.
Dann treten sie hervor, die Wölfe Odins, Männer in Wolfsfelle gehüllt, blanke Waffen in der Hand. Einer tritt hervor, ein wahrer Riese, der Rudelführer. Der Reiter geht langsam auf ihn zu, den Helm hält er wieder unter den Arm geklemmt, einen Lederbeutel hält er in der Rechten. Er sinkt vor dem Mann auf die Knie, bietet ihm den Beutel dar. Der Wolf nimmt ihn, schaut hinein und gibt ihn an den nächsten weiter. Der Reiter blickt ihn, noch immer kniend, unverwandt an. Der Wolf starrt lauernd zurück. Nach einem Augenblick des schweigenden Starrens wendet er sich um, hebt das struppige Haupt dem Nachthimmel entgegen und heult dem Mond schaurig zu. Dutzende raue Kehlen Stimmen mit ein, der Wald um ihn scheint erfüllt von heulenden Wölfen, dennoch sieht er nur die wenigen, die sich auf die Lichtung begeben haben. Schauer jagen seinen Rücken hinab als das Heulen noch einmal anschwillt und schließlich erstirbt. Der Riese blickt ihn noch einmal an, nickt ihm zu und zieht sich, schweigend, mit dem Rudel zurück.
Der Reiter erhebt sich, setzt sich den Helm auf das blonde Haupt, schwingt sich wieder auf sein wartendes Tier. Er lässt es langsam durch den dichten, eingeschneiten Tannenwald traben. Jetzt hat er ein wenig Zeit, atmet tief und gleichmäßig, die kalte Luft dringt in seine Lungen. Bald ist er wieder aus dem Wald heraus, lässt das Pferd nun scharf dahin eilen. Bald flockt wieder der Schaum, steigt heißer Atem aus den Nüstern. Lange reitet er über die Heide nach Osten. Bald muss es wieder Tag werden, noch ist kein Licht am Horizont und noch scheint der Mond. Er treibt das Tier zu noch größerer Eile an, gerät bald selbst wieder außer Atem, nur ein Gedanke treibt ihn, lässt ihn nicht los. Es ist die Angst, die ungewisse Furcht vor den kommenden Tagen. Es ist die Angst, nicht um sich, nicht um sein Leben. Er weiß, dass er weit mehr zu verlieren hat als das.
Bald erhellt sich der Horizont vor ihm. Gegen den Himmel kann er den Hügel erkennen, erkennt im näherkommen die Halle darauf. Kurz darauf ist er am Fuß der Stadt angelangt, kommt zum hölzernem Tor. Zwei verschlafene Wächter heben ihm die Lanzen entgegen, erkennen den Helm, lassen ihn ohne ein Wort passieren. Er bindet das erschöpfte Pferd an einem großem Baum an, beginnt den Hügel zur Halle zu erklimmen, läuft so schnell er kann den steinigen Pfad hinauf, der von den Hütten und Häusern der Stadt hinauf führt. Als er vor dem großem Portal der Halle ankommt fällt der erste Strahl der Morgensonne auf die goldenen Beschläge des Helms, lässt sie aufleuchten als seien sie aus flüssigem Feuer. Der Blick der beiden schwer gerüsteten Wächter an der Pforte fällt auf ihn. Beide greifen sie beinahe gleichzeitig zu ihren Hörnern, lassen sie in der frühen Sonne erschallen.
Als sie die Hörner ebenso gleichzeitig senken,wie sie sie erhoben, treten sie auf die Türen zu und stoßen die schweren Flügel auf.

 Teil zwei Teil zwei
Als er wieder hervortritt trägt er sein prächtiges Kettenhemd und den schweren Schild seines Vaters, den Eschenspeer hält er in der gepanzerten Rechten, das Schwert und der Sax hängen an seiner Seite. Sein Gesicht ist müde, doch die Augen strahlen Entschlossenheit und Kampfeswillen aus. Kurz hält er inne, blickt hinab auf die Stadt, auf die Heide und den Wald, der dort irgendwo am Horizont beginnt. Dann wendet er sich zu den beiden Wächtern, trägt ihnen auf zu den Waffen zu rufen. Er macht sich wieder an den Abstieg, lässt die Halle hinter sich, gelangt wieder an den Ort , wo er sein Pferd angebunden hat sieht dort bereits eine Gruppe Gerüstete stehen, bedeutet ihnen zu folgen. Sie verlassen die Mauern durch das Nordtor. Zelte stehen dort, dicht gedrängt, im leichtem Schnee der in der Nacht gefallen ist. Sie werden bereits abgebaut, auf Karren geladen. Die Männer versammeln sich um ihn, nur das Klimpern ihrer Kettenhemden ist zu hören keiner spricht, kein Kommando oder Befehl wird gebellt. Die Krieger aus den Zelten stehen bald bereit, warten mit grimmiger Entschlossenheit auf die Städter und den Marsch.
Bald sind auch sie bereit, haben sich vor dem Tor versammelt. Schweigend stehen sie da, die Frauen und Kinder am Tor. Nur vereinzelt schluchzt ein kleines Kind auf, kann nicht verstehen warum Bruder und Vater gehen müssen. Die Mütter halten sie im Arm, versuchen sie zu trösten, versuchen die eigenen Gefühle zu unterdrücken. Er stellt sich vor sie Männer, hebt den Speer zum Gruß und läuft los, sie folgen stillschweigend. Marschtrommeln setzten ein, schlagen einen festen Takt der das Schweigen der Heide wie eine Klinge  zu durchschneiden scheint. Hinter der Kolonne wirbeln die Flocken wie Staub auf, eine Wolke aus feinem Schnee. Am Ende marschieren die Packtiere mit. Ihre Führer geben keinen Ton von sich, fluchen nicht einmal wenn eines der Pferde strauchelt, sie schweigen einfach. Alles schweigt. Nur die Trommeln schlagen beständig den Tackt, zu dem die Stiefel sich heben und senken.
Abends erreichen sie den Wald. Dunkelheit empfängt sie. Schweigend marschieren sie weiter, nun sind selbst die Trommeln verstummt. Der mit Nadeln, Moos und Schnee bedeckte Boden dämpft die Geräusche ihrer Stiefel.Bald tritt das Heer auf eine große Lichtung. Der Jarl mit seinem Goldhelm befehlt zu halten. Die Pferde werden entladen, Zelte gebaut. Feuer werden in dieser Nacht keine entzündet.
Wieder treten, einer nach dem anderen, die Wölfe hervor. Wieder werden sie von dem Riesen geführt, doch diesmal erscheinen mehr als in der Nacht zuvor. Zwei Dutzend treten aus der Dunkelheit des Waldes, sammeln sich unter den angstvollen Blicken der Soldaten im Zentrum des Lagers unter dem kahlen Baum, der dort steht wie ein Mahnmal der alten Götter. Die Kämpfer scharen sich um sie, heben in angstvoller Erwartung die Schilde und Speere. Der Jarl tritt vor den sich bildenden Schildwall und befehlt ihnen die Waffen zu senken. Zögernd gehorchen die Männer. Der Riese beobachtet alles mit Freude und sobald der Schildwall sich aufgelöst hat, lässt er wieder sein grausiges Heulen erklingen, in das sich bald die Stimmen seine Begleiter mischen. Die wölfischen Blicke der Söhne Odins schweifen über die Versammelten, heften sich an den Jarl.
Es schaudert ihn, die Blicke aller ruhen nun auf ihm, seine Männer warten auf eine Reaktion, wollen beruhigt werden. Er zieht das Schwert, reckt es dem Mond entgegen und lässt einen wilden, uralten Schlachtruf erklingen. Nach kurzem Zögern stimmen die Männer und schließlich auch das Heulen der Wölfe mit ein. Er atmet auf. Die wilden Krieger des Walvaters wenden sich um und verlassen das Lager so schnell und gespenstisch, wie sie es betraten.

Teil dreiTeil drei
Im Morgengrauen wird das Lager abgebrochen. Die Männer marschieren nach einem kargem Mahl weiter durch den Wald. Die Trommeln rühren sich nicht mehr und zwischen den Bäumen sehen sie hin und wieder einen der Wölfe neben sich herlaufen. Die schwachen Strahlen der Wintersonne schaffen es nicht die Kälte aus ihren Gliedern zu treiben.Sie sind nervös, er kann es spüren, selbst wenn sie nicht reden und wieder stillschweigend marschieren.
Als sie mittags den Wald verlassen und wieder die Heide betreten haben sie nicht einmal gerastet. Der Weg liegt klar vor ihnen. Er hält nun das Banner seiner Väter in Händen, nicht gewillt es einem Herold anzuvertrauen, blick sich um, sieht wie die Männer, einer nach dem anderen aus dem Wald hervortreten, sieht wie die Wölfe ihn weiter im Osten verlassen. Sie marschieren weiter, die Wölfe schließen auf, holen sie schließlich ein und mischen sich als Gruppe unter sie. Der Riese trabt mit einem schwarzem Banner, auf dem silbern die Othala- Rune prangt, zu ihm an die Spitze der Kolonne. Auch die Wölfe schweigen, doch er spürt den Blick des Anführers auf sich ruhen. Schnee beginnt zu fallen, langsame, dicke Flocken rieseln auf die Felle und Rüstungen nieder. Bald marschieren sie durch den am Boden liegengebliebenen Schnee, der ihnen nach kurzer Zeit bis zu den Knöcheln reicht. Jetzt setzten die Trommeln wieder ein. Er hört das dumpfe Dröhnen der Felle.
Die Dunkelheit setzt schnell ein. Sie laufen weiter, angetrieben vom Klang der Trommeln. Nach einer Stunde oder mehr im dichten Schneefall und Dunkelheit, lässt der allmählich nach, setzt schließlich ganz aus. Nun sehen sie Feuerschein vor sich. Er befiehlt zu halten. Im Schnee werden die Zelte gebaut. Wachen werden eingeteilt, umringen das Lager. Doch die Männer können auch nach ihrem wiederum kargen Mahl nicht schlafen. Der Jarl befiehlt unter Waffen zu bleiben, steht nun selbst auf einer Anhöhe und blickt in Gedanken versunken auf das noch immer schwelende Dorf.
Von hier kann er das große Lager dahinter sehen, denkt an den nächsten Tag, fürchtet um seine Männer, denkt an seine Frau und seine kleine Tochter. Er weiß nicht das auch sie gerade nicht schlafen kann und vom Vorplatz der Halle verzweifelt zu den Sternen und zum Mond aufblickt, der hervorgekommen ist als sich die Wolken verzogen haben. Auch sie bangt, fürchtet um ihn.
Einer der Wächter steigt zu ihm auf , stellt sich schweigend neben ihn. Auch er schaut hinab zum Dorf und blickt schließlich zum Mond auf, der voll über ihnen steht. Unbewegt stehen beide minutenlang da, in ihre eigenen Gedanken versunken. Schließlich beginnt er zu flüstern wird lauter und schließlich entweicht ein trauriges Klagelied seiner Kehle, der Jarl setzt mit ein, trifft die gleiche klagende Weise. Der Klang der Worte ist im Lager zu hören und bald erheben sich noch mehr Stimmen der scheinbar Schlafenden. Aus hunderten Kehlen dringt die Klage, die Weise zum Mond.
Das Lied endet, es ist wieder still. Langsam wendet sich der Jarl zum Soldaten, eine einzelne Träne rinnt schimmernd aus seinem Augenwinkel. Der Mann legt ihm für einen Moment die Hand auf die Schulter, sie blicken sich in die Augen, wissen die Gedanken des anderen, ohne sich zu kennen. Dann geht er den Hügel hinab ins Lager. Der Jarl blickt noch einmal zum Himmel auf.

Teil vierTeil vier
Sie umgehen das Dorf am Morgen, sehen die kreisenden Krähen über den Trümmern. Sie nähern sich an diesem Tag dem Meer und kommen so auch am anderen Lager unbemerkt vorbei. Bald können sie den Wellenschlag hören und auch die Brandung, die sich am Felsen bricht. Ein letztes Mal lagern sie. Dieses Mal in den Dünen im Rücken des Feindes, Wellenschlag im Ohr, Angst im Herzen. Die Angst haben sie alle, auch wenn sie es nicht aussprechen. Keiner von ihnen weiß, was der nächste Tag bringt, ob sie ihn überleben oder vergehen wie das Gras der Dünen oder der Klageruf der Vögel im Wind. Heute erheben die Wölfe ihre Stimmen zum noch immer vollem Mond.

Teil fünfTeil fünf
Behandschuhte Fäuste trommeln auf bemalte Schilde, Waffen klappern an Rüstungen, Speere fahren im Takt der dröhnenden Trommeln auf die dumpfe Erde herab. Fahnen wehen im kalten Nordwind, ein kehliger Gesang erhebt sich in den Reihen. Die Wölfe stehen nur in die Felle gehüllt unter den schwer gerüsteten Kriegern, ihr Geheul lässt die Krieger um sie herum verstummen und weichen. Dann endlich erklingen die Luren. Auf einem Hügel erscheint ein Punkt, wird bald zur Linie aus Kämpfern, die sich ihnen entgegen drängt. Die Schilde werden gehoben, das Heulen erhebt sich erneut, mischt sich unter das Dröhnen der Luren. Sie rufen Odin als ihren Herrn und Vater an. Reiter nähern sich, werfen Speere in die Reihen, werden selbst getroffen, sinken mit ihren Tieren tot oder verwundet zu Boden.
Doch auch von den Kriegern gehen einige getroffen zu Boden, bleiben liegen. Die Reihen schließen sich da wieder wo sie offenstehen. Hornstöße gehen durch das Heer. Die Trommeln beginnen einen Marschtakt zu schlagen. Der Jarl geht ihnen allen mit seinem in der Sonne blitzendem Helm voran, Banner und Schild in Händen. Schritt für Schritt rücken sie vor. Wieder setzt der Kriegsgesang ein , zur Antwort schmettern die Gegner ihre Waffen auf die Schilde und schreien ihnen entgegen. Die Wölfe traben voran, stürzten sich in die Reihen der Gegner, noch bevor das Hauptheer sie erreicht hat. Ihre Äxte kreisen, bringen blutigen Tod unter die Männer. Der Wall bricht an manchen Stellen, an anderen fallen die Wölfe den Speeren zum Opfer. Die Nachrückenden stützen vor, stechen nieder, oder fallen selbst, der Jarl unter ihnen. Sein Speer ist längst gebrochen, sein Schild lange schon gespalten, doch sein Schwert kreist weiter. Sein Helm leuchtet geradezu in der Sonne zeigt seinen Männern an wo er ist.
Der Gestank nach Blut und zerschlagenen Körpern erfüllt die Luft. Raben kreisen bereits am Himmel. Der Gegner bäumt sich ein letztes Mal auf, bricht und flieht. Keiner jedoch schreit den Sieg heraus. Keuchender Atem gefriert in der Luft. Erschöpfte und Verwundete sinken nieder wo sie stehen. Todgeweihte erhalten die letzte Gnade, Freund und Väter halten die Hände der Sterbenden, teilen den Moment der ungehemmten Trauer und des Leides. Stille senkt sich schließlich.
Die Krieger Odins sammeln sich. Die Hälfte von ihnen fehlt, drei andere brechen blutend zusammen. Sie erheben sich nicht mehr. Die Toten werden vom Feld getragen. In einer Linie liegen sie da, starren in den Himmel. Das, was vom Heer noch geblieben ist sammelt sich um den Jarl, schlägt schließlich das Lager auf. Die Flammen der Feuer steigen bald wie die Geister der Gefallenen zum Himmel empor. Die Männer bleiben still, sie fühlen sich nicht als Sieger, zu teuer erkauft war der Sieg dafür. Wie jeder. Sie warten, warten auf den Schlaf, der nicht nicht kommen will, zu tief sitzt das Entsetzten.

Montag, 1. Oktober 2012

Fahrt im Regen

Morgends um drei weckt uns der Regen zum ersten Mal. Ich liege einen Moment da ohne zu wissen was mich geweckt hat, bevor ich die Bewegungen um mich herum und das Wasser, das mir ins Gesicht tropft realisiere. Ich kriche aus dem Schlafsack, knöpfe schnell mein Hemd zu und ziehe die Schuhe über. Ich sehe, dass die anderen sich unter der großen Kiefer versammelt, unter der wir gestern gekocht haben, versammeln und gehe schnell hinüber, wo es noch ein wenig trocken ist. Einer der anderen hat aus der Glut wieder ein kleines Feuer entfacht, um das wir uns alle zusammenkauern. Nach einer halben Stunde hört es wieder auf zu regnen. Wir breiten nochmal die Ponchos aus und verkriechen uns in die Schlafsäcke. Um vier weckt uns der Regen erneut. Diesmal bleibt er und hört nicht wieder auf. Wir müssen zusammenpacken. Meine Schuhe sind schon seit Tagen zerschlissen und das Wasser, dass den Weg hinunterfließt läuft hinein und durchweicht meine Socken. Meine Füße frieren und schon nach Minuten ist mein Parka völlig durchweicht und nurnoch nasser, kalter Ballast. Ich hänge ihn an meinen Rucksack. Immer höher führt uns der Weg und als der Himmel sich im ersten Tageslicht von schwarz zu dunkelgrau wandelt. Blitzte und Donner setzen ein. Wir laufen jetzt mitten in den Wolken und um uns sind die Blitze. Wir können kaum zwei Meter weit sehen. Ich muss meine Brille absetzen, ich sehe nichts mehr durch die beschlagenen Gläser.
Ich weiß nicht wie lange wir so im Zwielicht dahin trotten, während um uns der Donner schallt und die Blitze zucken, doch es scheint eine Ewigkeit zu vergehen. Alle in einer Reihe, alle nass, allen ist kalt. Immer den Pfosten folgen, die den Weg markieren, immer nur den Pfad hinauf. Mal laufen alle dicht beisammen, mal soweit gestreut, dass man in den Regenschleiern kaum noch den Fordermann sieht.
Irgendwann haben wir den Bergkamm erreicht. Ich weiß nicht wie viel Uhr es ist, es ist mir aber auch gleich. Nur Hunger habe ich. Seit gestern abend haben wir nichts mehr gegessen und das, was wir mit uns haben ist wenig, der Grund weshalb wir heute überhaupt laufen. Wir müssen heute von diesem Gebirgszug runter und in ein Dorf, sonst haben wir für heute und morgen nur zwei scheiben Brot für jeden.
Wir machen keine Pause es ist zu kalt und nass. Wir trotten einfach weiter, ich bin bis auf die Haut durchnässt. Und dann reißt auch noch die Hose, ein breiter Riss im Leder von vorn bis hinten. Ich musste die vergabgenen Tage schon ein paar Mal die Nähte mit Nadel und Faden ausbessern, aber diemal ist es das Leder. Von vorn bis hinten. Ich ziehe die Hise aus und Schnalle sie an den Rucksack, laufe jetzt noch mehr Frierend nur noch in Unterwäsche und Hemd.
Bald wird der weg schmaler und führt sogar ein wenig bergab, doch dann stehen wir mitten in einem Dickicht aus verkrüppelten Kiefern, wie sie hier oden überall stehen. Wir folgen einem schmalen Pfad, noch schmaler als der, den wir bergauf genommen hatten, doch bald verliert der sich und die Kiefern nehmen uns alle Sicht. Wir bahnen uns einen eigenen Weg. Meine Hände frieren und die Nadeln stechen hinein. Es blutet ein wenig, doch sind meine Hände zu kalt als das ich es wirklich spüren würde. Hin und wieder peitscht mir ein Ast ins Gesicht oder hinter mir schreit jemand kurz auf. Irgendwann halten wir kurz und versuchen uns an der Karte zu orientieren, doch vergebens. Wir haben uns erstmal verlaufen und versuchen jetzt nach Osten zu gehen. Besser gesagt zu stolpern, denn das ist was wir tun, wir stolpern. Überall ragen Wurzeln aus dem Boden und die nassen Äste und Stämme bieten auch keinen wirklichen Halt.
Wir versuchen bergan zu gehen um vielleicht den Bergkamm wieder zu erreichen. Der verfluchte Regen will immer noch nicht aufhören und wir sind immer noch mitten in den Wolken. Als einer fällt schafft er es mit dem Rucksack kaum aufzustehen ich und mein Bruder müssen ihm hochhelfen. Irgendwann haben wir es aber geschafft: wir sind draussen. Ich sehe mich um. Wir sind genau an der Stelle wo wir vor Stunden den Weg verloren haben und ins Dickicht hinein stolperten. Ich packe den Schlafsack aus und lege mich wie ich bin hinein. Aber das Zittern hört nicht auf. Als der letzte auch aus dem Gestrüpp stolpert stehe ich schnell wieder auf und packe zusammen. Als wir den Pfad zurück in Richtung Kamm laufen merken wir, dass wir den Weg mit einem Wildwechsel vertauscht haben, der in einer Kurve geradeaus weiter geführt hatte. Jetzt folgen wir wieder den Pfählen. Irgendwann hört der Regen auf und es ist nur noch ein nasser dicker Nebel da. Wir stetzen uns und jeder bekommt seine zwei scheiben Brot. Dann geht es weiter.
Wir laufen jetzt steiler bergab immer noch durch dichte Nebel oder Wolken. endlich haben wir dannn auch einen Wald erreicht und sogar die Nebel lösen sich je tiefer wir kommen, kommt bald sogar die Sonne wieder hindurch. Sie steht schon tief, doch sie ist da und spendet sogar Wärme. Langsam erhalten meine Finger wieder ihr Gefühl zurück und ich beginne sogar ein wenig zu trocknen.
Wir erreichen einen Schotterweg und wissen jetzt wieder wo wir sind. Auf dem Weg nach unten verstreuen wir uns immer mehr. Im Tal wachsen Blaubeeren und wir halten immer wieder um ein paar davon zu essen.
Irgendwann sehen wir ein kleines Tannendickicht mit einer Lichtung, die sich zum Feuermachen gut eignet und halten dort. Auch das Dorf ist nicht mehr weit, wir können schon ein paar dächer ausmachen. Wir sammeln Holz und Bauen die Zelte auf. Dannach ist einer der Jüngeren immer noch nicht da, doch von der anderen Seite der Tales hören wir jetzt ein "Horridoh!" Wir antworten: "Hier drüben". Er fragt immer weiter, ruft uns zu ihm zu kommen. Uns ist das zu blöd, wir haben einen harten Tag hinter uns und er hat sich die Tage schon ein paar Mal verlaufen oder kam nicht nach. Wir laufen ihm dennoch etwas entgegen und hoffen, dass er uns jetzt findet.
Eine halbe Stunde später stehen wir im Lager. Ein kleines Freuer brennt. Heute gibt es reis mit Thunfisch und Oliven. Ich habe großen Hunger und schlinge das Essen ohne ein Wort in mich hinein. Bald darauf legen wir uns hin. Der Himmel ist jetzt klar und als die Sonne entgültig untergegangen ist funkeln die Sterne. Ich jedoch bin zu müde und erschöpft, aber auch glücklich und erleichtert den Tag überstanden und etwas warmes im Bauch zu haben, dass ich bald einschlafe ohne ihrer Schönheit einen wirklichen Blick zu würdigen.

Sonntag, 30. September 2012

Zelte sah ich, Pferde, Fahnen

Zelte sah ich, Pferde, Fahnen
roten Rauch am Horizont
//:Die mit uns ins Lager kamen 
sond das Leben so gewohnt. :\\

Würfel rollen, Sterne funkeln,
das ist unser ganzes Glück
//:Eine Wache ruft im Dunkeln,
die Parole schallt zurück. :\\

Feuer qualmen, Rosse stampfen
einer singt ein altes Lied
//: Unsre nassen Mäntel dampfen
alle Sehnsucht heimwärts zieht. :\\

Alles schläft nur einer wachet,
in der Ferne Feuerschein
//: keiner weiß, wie er erwachet,
stillt sein Leid im dunklen Wein. :\\


Dunkle Wolken ziehen am Himmel. Es hat geregnet und die Straße ist nur noch ein schlammiger Pfad. Das Lager steht am Waldrand, die Fahnen hängen klamm an ihren Masten herab. Rauch steigt zum Himmel, wird alsbald vom Wind verweht. Am Horizont ist Feuerschein, erhellt den sich verdunkelnden Himmel und die dahinfliegenden Wolkenfetzen. Eine Patroullie reitet über den schlammigen Pfad, der gestern noch eine Straße war, ins Lager. Verbände ziehren die Stirnen und Arme einiger Männer. Andere tragen sie an der Brust oder an den Beinen. Kaum einer ist nicht mehr oder weniger schwer verletzt. Die Reiter halten vor dem Kommandeurszelt .
Der Hauptmann lässt absitzen und wegtreten , die Männer verstreuen sich an den Feuern. Bald rollen würfel auf den Trommeln und alte Lieder erklingen. Die letzten Wolken verziehen sich und die Sterne kommen zum Vorschein, die nassen Mäntel dampfen an den Feuern und hin und wieder wiehert eines der Pferde in seinem Pferch.
Langsam erlischen die Feuer, doch sitzt da noch einer, singt ein altes trauriges Lied. Ein paar der Reiter summen die Melodie mit ihm vor sich hin, dem einen rinnt eine Träne, als der letzte Ton verklingt. Dann greift der, der gesungen zur der Flasche neben sich, nimmt einen tiefen Schluck und lässt sie dann kreisen. Bald haben sich auch jene erhoben und sich zur ruhe gelegt. Nun glimmt nur noch ein wenig Asche und Rauchfähnchen ziehen zum Sternenzelt.
Nur der Wächter steht auf seine Lanze gestützt, zwischen Schlaf und Wachen hin und her gerissen, noch unter einem alten Baum und lascht in die Dunkelheit hinein. Lauscht auf das ruhige Atmen der Schlafenden über denen er allein wacht, wie der Mond am Himmel über ihn wacht.

Donnerstag, 27. September 2012

Jenseits des Tales

  Jenseits des Tales standen ihre Zelte
zum Abendhimmel quoll der Rauch
//: Das war ein Singen im ganzen Heere
    und ihre Reiterbuben sangen auch. :\\

Sie putzten klirrend am Geschirr der Pferde,
es tänzelte die Marketenderin
//: Und unterm Singen sprach der Knaben einer:
  „Mädel, du weißt´s wo ging der König hin? :\\

Diesseits des Tales stand der junge König
und griff die feuchte Erde aus dem Grund
//: Sie kühlte nicht die Glut der heißen Stirne,
    sie machte nicht sein krankes Herz gesund. :\\

Ihn heilten nur zwei jugendfrische Wangen
und nur ein Mund, den er sich selbst verbot.
//: Noch fester schloss der König seine Lippen
    und sah hinüber in das Abendrot. :\\

Jenseits des Tales standen ihre Zelte,
zum roten Abendhimmel quoll der Rauch,
//: Und war ein Lachen in dem ganzen Heere
    und jene Reiterbuben lachten auch. :\\


Im Abendrot stehen die Zelte des Heerzugs, am Berg auf dem Bergkamm am Tals. Der Wald wirft schon Schatten und der Rauch der Feuer steigt zum Himmel. Die Männer sind froh und ausgelassen, sie scherzen, lassen Würfel rollen und singen ihre Lieder. Selbst die Knechte sind froh und lachen über die Marketenderin, die wieder einmal versucht sich an einen der edlen Herren heranzumachen. Sie pfeifen und lachen und singen ein zotiges Lied, während sie am Feuer das klirrende Zaumzeug putzen. Eine Magd läuft mit einem Weinkrug an ihnen vorbei, eine der Knechte packt sie im gehen am Arm. „Wo ist der König? Sollte er nach so einem Sieg nicht bei seinen Männern sein?“ Sie weiß es nicht. „Ha, wahrscheinlich träumt er wieder von einer der Mägde!“ Gelächter erschallt an den Feuern. Die Magd wendet sich ab und schaut zur anderen Seite des Tals. Eine Träne rinnt ihre Wange hinab.

Das Gelächter schallt durch das Tal und auch der König hört es auf der anderen Seite. Er hört es steht dort oben auf dem Kamm, im letzten Schein der untergehenden Sonne. Er sieht den Rauch zum Himmel steigen, sieht die Pferde und Männer wie kleine Figuren sich im Lager bewegen. Er steht dort oben und blickt still hinab, denkt an das blonde Haar, die rosigen Wangen, die vollen Lippen. Er weiß, dass er sie nicht wieder sehen darf, doch die Glut brennt weiter in ihm, sie frisst ihn auf. Er greift nach der feuchten Erde, murmelt ihren Namen, versucht die Hitze seiner Jungen Stirn zu kühlen und weiß doch, dass nur Sie das Feuer löschen kann. Doch das kann nicht passieren, er darf nicht. Das Lachen schallt wieder und ihm kommt es vor als würde es nur ihm gelten, als lache die ganze Welt über seine Verzweiflung.

Mittwoch, 26. September 2012

Warum ich diesen Blog schreibe

Horridoh!
Ich möchte auf dieser Seite über meine Fahrten berichten und euch Bilder davon zu zeigen. Ich denke das ist etwas, was wir uns alle wahren sollten: das Abenteuer und die Freiheit.